Eine Meinung, meine Meinung
Wer jünger ist kann sich sein Leben ohne Facebook und Google kaum noch vorstellen. Aber das gibt es und es tut nicht weh. Ich komme aus der Welt ohne Facebook und ohne Google und habe nun ein paar Jahre damit gearbeitet.
Ohne Zweifel helfen Suchmaschinen beim Entdecken des Internets. Sie ersetzen aber nicht Empfehlungen, weil wirklich gute Internetseiten nicht unbedingt bei Google auffindbar sind. Denn viele gute Seiten verbieten durch ihre robots.txt Google und Co den Zugang. Damit sind sie eben nur durch Empfehlungen erreichbar und damit ist auch die Grenze von Suchmaschinen aufgezeigt.
Google
Über die Auswahlkriterien von Google brauche ich nicht schreiben, damit verdient Google ja sein Geld, weil dies das Futter für die Anzeigen ist. Aber schreiben möchte ich über die Google-Bildersuche, die nun sehr verändert wurde. Das war für mich der Grund, Google meine Fotos zu entziehen.
Es mag sein, dass ich damit nicht mehr so auffindbar bin.
Aber ist das schlimm?
Die neue Bildersuche, die ja jeder eigentlich mit www.google.com/ncr testen kann, ermöglicht das komplette Anzeigen meiner Fotos ohne auf meinen Seiten zu sein. Wenn ich auf meiner Webseite ein Foto plaziere, dann geschieht dies auf meiner Webseite, in meinem Layout und in meinem Bild- und Textzusammenhang. Und Besucher meiner Webseite sollen auch den Gesamtzusammenhang sehen.
Genau dies wird meiner Meinung nach von Google ausgehebelt durch die neue Bildersuchanzeige. Wenn eine Art digitale Enteignung die Bedingung dafür wird, dass man bei Google gefunden wird, dann ist es wohl besser, darauf zu verzichten.
Aber eigentlich nutzt Google hier in meinen Augen ein Software-Oligopol aus, um die Menschen nicht mehr durch Suchen auf Webseiten zu bringen sondern die Inhalte der Webseiten in die Googlewebseite zu bringen.
Das geschieht auf verschiedene Weise, die jeder sicherlich schon erlebt hat, wenn er/sie Suchergebnisse bekam.
Bedauerlicherweise macht Bing auf andere Art dasselbe. Im Prinzip schaltet sich Bing – in meinen Augen – komplett vor und bietet innerhalb von Bing die Bedienung meiner Webseiten und Fotos an. Ist das nicht verboten? Framing, also das Einbinden oder etwas Ähnliches von anderen Webseiten in eigene Angebote oder das Runterladen von Bildern zur Benutzung auf eigenen Webseiten ist bisher doch eine echte Urheberrechtsverletzung und verstösst in Deutschland gegen geltendes Recht oder irre ich mich da?
Ich sollte umgekehrt mal das Angebot anderer Webseiten innerhalb eines Rahmens oder so wie mit einem Rahmen oder einfach so bei mir einbinden, da wäre wohl was los und die Anwälte würden nicht lange auf sich warten lassen.
Es kann eigentlich nicht sein, dass Suchmaschinen über die Verlinkung hinaus und die Anzeige kleiner Bildergebnisse die Inhalte einfach übernehmen und nicht mehr direkt mit Priorität auf die Suchergebnisse verlinken sondern innerhalb des eigenen Angebotes die Suchergebnisse darstellen. Da ist in meinen Augen die widerrechtliche Aneignung fremden geistigen digitalen Eigentums. Dann könnte jeder von uns jede andere Webseite ja auch einbinden, wenn das bei Google und Bing durchgeht. Da ich aber kein Fachanwalt bin sind dies nur Gedanken von mir.
Damit komme ich zu Facebook. Ich halte Facebook im Kern für einen Feind der Demokratie und für eine Gefahr.
Wie meine ich das und warum?
Die erste Antwort ergibt sich aus dem Volkszählungsurteil und ist die vielleicht klarste Antwort überhaupt: “Individuelle Selbstbestimmung setzt aber – auch unter den Bedingungen moderner Informationsverarbeitungstechnologien – voraus, daß dem Einzelnen Entscheidungsfreiheit über vorzunehmende oder zu unterlassende Handlungen einschließlich der Möglichkeit gegeben ist, sich auch entsprechend dieser Entscheidung tatsächlich zu verhalten. Wer nicht mit hinreichender Sicherheit überschauen kann, welche ihn betreffende Informationen in bestimmten Bereichen seiner sozialen Umwelt bekannt sind, und wer das Wissen möglicher Kommunikationspartner nicht einigermaßen abzuschätzen vermag, kann in seiner Freiheit wesentlich gehemmt werden, aus eigener Selbstbestimmung zu planen oder zu entscheiden.
Mit dem Recht auf informationelle Selbstbestimmung wären eine Gesellschaftsordnung und eine diese ermöglichende Rechtsordnung nicht vereinbar, in der Bürger nicht mehr wissen können, wer was wann und bei welcher Gelegenheit über sie weiß. Wer unsicher ist, ob abweichende Verhaltensweisen jederzeit notiert und als Information dauerhaft gespeichert, verwendet oder weitergegeben werden, wird versuchen, nicht durch solche Verhaltensweisen aufzufallen.“ Soweit das Zitat aus dem Volkszählungsurteil.
Genau dies geschieht meiner Meinung nach bei Facebook. Aber es gibt noch mehr Argumente.
Es wird an privatwirtschaftlichen Kritierien orientiert das soziale Leben der Mitglieder kontrolliert und es werden Bedingungen für die Teilnahme, das Recht zur Selbstbestimmung über eigene Inhalte und vieles mehr gesetzt, die die Rechte des einzelnen Menschen stark beschränken. Und in meinen Augen ist Facebook auch eine Falle für juristische Schlingen.
Wer durch das Teilen eines Beitrags oder das Klicken auf „Gefällt mir“ Abmahnungen riskiert wegen der Verletzung von Bildrechten oder arbeitsrechtliche Konsequenzen, der merkt, dass hier ein System existiert, welches durch seine vorgegebenen Möglichkeiten dazu beiträgt, das soziale Leben ausserhalb des Netzwerkes wesentlich mit zu bestimmen.
Dass nun immer mehr auch öffentlich-rechtliche Medien in Deutschland fast nur noch über Facebook erreichbar sind und dort Diskussionen ablaufen sollen, zeigt eine neue Dimension der der kommunikativen „Machtübernahme“ durch das soziale Netzwerk. Ein weiteres Merkmal aus meiner Sicht ist auch die gerade diskutierte neue Suche.
Darüber hinaus wurde für mich persönlich Facebook langsam zu einem Ort der Nichtkommunikation durch Reizüberflutung. Das sich potenzierende System von banalen Informationen, die gepostet werden, hat mir nicht mehr gefallen. Und gerade Facebook ist für mich kein Kriterium für Meinungsbildung, weil hier kontrolliert werden kann, wer was wie gemacht und gesagt hat. Nicht umsonst gibt es die geheime Wahl. Bei Facebook ist alles öffentlich – also kontrollierbar.
Statistische „Wahrheiten“
Bevor ich schliesse, möchte ich noch einen kleinen Beitrag zum Thema Statistik leisten. Als ich Google per robots.txt ein paar Tage komplett ausgesperrt hatte, wollte ich noch mal auf mein Webmastertools-Konto. Dort sah ich dann für diese Webseite folgende Grafik:
Die Grafik zeigt, dass laut Google meine in den Suchergebnis angezeigten Seiten und die angeklickten Seiten vom 02.02. bis zum 05.02. gegen Null zurückgegangen sind. Da ich Google ausgesperrt hatte, konnte Google auch nicht kontrollieren, wer bei mir wo war.
Parallel dazu habe ich natürlich die Webalizer Software für die Webpräsenz von meinem Provider, die Visits aufzeichnet, wobei jede IP eindeutig anders sein muss und mindestens 30 Minuten nicht auf meine Seiten zugegriffen haben darf. Auf gut Deutsch, eine ziemlich seriöse Softwarestatistik.
Man sieht hier das genaue Gegenteil der Statistik von Google. Die Visits und Besucher haben zugenommen. Daher ist es wichtig zu verstehen, dass Google nur zeigt, was in der Google-Welt ist und das ist nicht die gesamte Wirklichkeit sondern nur der Teil dessen, den Google sehen und kontrollieren kann. Es lohnt sich, länger über diese Zusammenhänge nachzudenken.
Was will ich damit sagen?
Ich bin 50, fotografiere gern und habe eigene Webseiten. Ich habe weder Lust, meine Fotos von Google vereinnahmen zu lassen noch habe ich Bock, meine Daten und Aktionen zeitfressend nach Kriterien Dritter beobachten und nutzen zu lassen.
Aus diesem Grund habe ich meinen Facebook-Account gelöscht und die Bildersuche Google und Bing verboten.
Das führte zu mehr Zeit – für die Fotografie und die Freiheit in unserer Demokratie.
Und ein Ergebnis ist dieser Artikel.
In diesem Sinne